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  Beschreibungen

Wolfram Adolph:

Das Instrument. in der CD-Beilage zu: Irénée Peyrot:  Klavierwerke Johann Sebastian Bachs
für die Orgel bearbeitet von Max Reger; Walcker-Orgel (Hans-Sachs-Haus), Gelsenkirchen 2000
org 7012 2 LC 01394
 

Das Instrument

Die große Konzertsaalorgel im Hans-Sachs-Haus zu Gelsenkirchen wurde 1927 als Opus 2150 durch die renommierte Orgelbauanstalt E. F. Walcker & Co., Ludwigsburg, unter der Leitung von Dr. Oskar Walcker errichtet. Mit über 100 Registern umfasste sie ein großdisponiertes Hauptwerk und vier Schwellwerke (Positiv, Recit expressif, Solo, Fernwerk) sowie Pedalwerk. Erst in den siebziger Jahren baute man das Fernwerk aus, das jedoch zum baldigen Wiedereinbau vorgesehen ist. Dieses große Konzertinstrument (Manualumfänge: C-c"") lässt sich anhand der dispositionellen, spät- bzw. nachromantischen Stilistik und des Erbauungsjahrs den ästhetischen Zielen der Elsässischen Orgelreform zuordnen. Nunmehr rund 75 Jahre alt, steht die Walcker-Orgel im Hans-Sachs-Haus heute unter Denkmalschutz und kann somit bereits als "historisches" Dokument ihrer Erbauungszeit, eines der seltenen, nahezu vollständig erhaltenen Zeugnisse der orgelbaulich bedeutsamen zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, betrachtet werden. Die Konzeption des Hans-Sachs-Hauses sah von Anfang an eine stattliche Saalorgel vor, ausgehend von der Idee eines modernen Bürgerzentrums für Handel, Gewerbe und Verwaltung mit einem integrierten Konzertsaal zur Musikpflege. Die ambitionierte Bauhausarchitektur des ganzen Baukörpers, des Saales und der sehr viel Raum in Anspruch nehmenden Orgel ist genau aufeinander abgestimmt. Der Idee dieser Konzeption folgend wurde bewusst auf einen konventionellen, sichtbaren Orgelprospekt verzichtet und das Orgelwerk in seiner natürlichen Bauweise als "Werk-Orgel" belassen. Es entstand eine Orgel mit einem mächtigen, charakteristisch-grundtönigen Klangfundament auf 32'-Grund-lage, mit den typischen Kraft und Glanz spendenden Walckerzungen der Vorkriegszeit, die das Klangfundament ihrerseits beträchtlich ausdehnen. 75 Jahre Orgelgeschichte sind an dem einst als "Wunderorgel" gepriesenen Instrument nicht spurlos vorbeigegangen. Die mittlerweile verschlissene Technik erzwang Restaurierungen. Die alte elektropneumatische Traktur wurde 1982 durch eine dem damaligen Stand modernster Technik entsprechende elektronische Anlage, einschließlich einem modernen Spieltisch mit Setzerkombinationen und Spielhilfen, ersetzt. Die vergleichsweise unzuverlässigen Taschenladen wurden durch mechanische Schleifladen ersetzt. Der historische Pfeifenbestand der Orgel blieb in seiner Substanz so gut wie unangetastet und ist somit bis heute original erhalten geblieben. Das Instrument genießt als nachgerade ideale Reger-Orgel in Fachkreisen hohe Reputation und dient der Stadt Gelsenkirchen regelmäßig als Austragungsinstrument des renommierten internationalen Orgelwettbewerbs Gelsenkirchen.

   

 

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