Das Instrument
            
            Die große Konzertsaalorgel im Hans-Sachs-Haus zu
            Gelsenkirchen wurde 1927 als Opus 2150 durch die renommierte Orgelbauanstalt
            E. F. Walcker & Co., Ludwigsburg, unter der Leitung von Dr. Oskar Walcker
            errichtet. Mit über 100 Registern umfasste sie ein großdisponiertes
            Hauptwerk und vier Schwellwerke (Positiv, Recit expressif, Solo, Fernwerk)
            sowie Pedalwerk. Erst in den siebziger Jahren baute man das Fernwerk
            aus, das jedoch zum baldigen Wiedereinbau vorgesehen ist. Dieses große
            Konzertinstrument (Manualumfänge: C-c"") lässt sich anhand der dispositionellen,
            spät- bzw. nachromantischen Stilistik und des Erbauungsjahrs den ästhetischen
            Zielen der Elsässischen Orgelreform zuordnen. Nunmehr rund 75 Jahre
            alt, steht die Walcker-Orgel im Hans-Sachs-Haus heute unter Denkmalschutz
            und kann somit bereits als "historisches" Dokument ihrer Erbauungszeit,
            eines der seltenen, nahezu vollständig erhaltenen Zeugnisse der orgelbaulich
            bedeutsamen zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, betrachtet
            werden. Die Konzeption des Hans-Sachs-Hauses sah von Anfang an eine
            stattliche Saalorgel vor, ausgehend von der Idee eines modernen Bürgerzentrums
            für Handel, Gewerbe und Verwaltung mit einem integrierten Konzertsaal
            zur Musikpflege. Die ambitionierte Bauhausarchitektur des ganzen Baukörpers,
            des Saales und der sehr viel Raum in Anspruch nehmenden Orgel ist genau
            aufeinander abgestimmt. Der Idee dieser Konzeption folgend wurde bewusst
            auf einen konventionellen, sichtbaren Orgelprospekt verzichtet und das
            Orgelwerk in seiner natürlichen Bauweise als "Werk-Orgel" belassen.
            Es entstand eine Orgel mit einem mächtigen, charakteristisch-grundtönigen
            Klangfundament auf 32'-Grund-lage, mit den typischen Kraft und Glanz
            spendenden Walckerzungen der Vorkriegszeit, die das Klangfundament ihrerseits
            beträchtlich ausdehnen. 75 Jahre Orgelgeschichte sind an dem einst als
            "Wunderorgel" gepriesenen Instrument nicht spurlos vorbeigegangen. Die
            mittlerweile verschlissene Technik erzwang Restaurierungen. Die alte
            elektropneumatische Traktur wurde 1982 durch eine dem damaligen Stand
            modernster Technik entsprechende elektronische Anlage, einschließlich
            einem modernen Spieltisch mit Setzerkombinationen und Spielhilfen, ersetzt.
            Die vergleichsweise unzuverlässigen Taschenladen wurden durch mechanische
            Schleifladen ersetzt. Der historische Pfeifenbestand der Orgel blieb
            in seiner Substanz so gut wie unangetastet und ist somit bis heute original
            erhalten geblieben. Das Instrument genießt als nachgerade ideale Reger-Orgel
            in Fachkreisen hohe Reputation und dient der Stadt Gelsenkirchen regelmäßig
            als Austragungsinstrument des renommierten internationalen Orgelwettbewerbs
            Gelsenkirchen.  
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