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  Beschreibungen

Karl-Heinz Obernier

Die Walcker-Orgel im Hans-Sachs-Haus Gelsenkirchen
3. Internationaler Orgelwettbewerb 6. - 13. Mai 2000
Programmheft, Gelsenkirchen 2000

 

Die Walcker-Orgel im Hans-Sachs-Haus Gelsenkirchen

Die Konzertorgel im Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen wurde als Opus 2150 im Jahre 1927 von der Firma E. F. Walcker & Co, Ludwigshafen, unter der Leitung von Dr. phil. h.c. Oskar Walcker erbaut. Die Orgel gliedert sich mit ihren 85 echten Registern und sieben Transmissionen in ein großes Hauptwerk, drei Schwellwerke - Positiv, Recit expressiv, Solo - und das Pedalwerk. Dieses Instrument läßt sich anhand seiner Disposition und seines Baujahres in die Zeit der Orgelbaureform einordnen, deren Ziel es war, von der einseitig grundtönigen Orgel des auslaufenden 19. Jahrhunderts wegzukommen.

Obgleich erst 73 Jahre jung, ist die Walcker-Orgel im Hans-Sachs-Haus denkmalgeschützt und somit bereits ein historisches Instrument, da es eines der wenigen noch erhaltenen Zeugnisse einer bedeutsamen Epoche der Orgelbaugeschichte ist.

Die Konzeption des Hans-Sachs-Hauses sah von vornherein eine große Konzertorgel vor. Die Architektur des Hauses, des Saales und der sehr viel Raum in Anspruch nehmenden Orgel war genau aufeinander abgestimmt. Ebenso wurde die Anzahl und Auswahl der Register und ihre Verteilung auf die Manuale und das Pedal entsprechend konzipiert. Es entstand eine Orgel mit einem charakterisierenden mächtigen und grundtönigen Klangfundament, bestehend aus Prinzipalen, Flöten und Streichern in 32', 16' und 4'-Lagen, mit den Klangkronen, den sogenannten Einzelaliquoten - Quinten und Terzen in verschiedenen Fußzahlen, Cornette, Mixturen, Cymbeln -, und vor allem mit den der Orgel Kraft und Glanz verleihenden Zungenregistern, die das Klangfundament nach oben beträchtlich erweitern. Ganz im Sinne der Orgelbaureform erhielten so die einzelnen Werke dieser Orgel ihren typischen Charakter.

Das architektonische Ensemble von Hans-Sachs-Haus, Saal und Orgel besteht in seiner ursprünglich abgestimmten Homogenität nicht mehr. Das Hans-Sachs-Haus wurde im Laufe der Jahre nach dem zweiten Weltkrieg mehrfach teilumgestaltet. 1974 erfuhr der Konzertsaal wesentliche Veränderungen, wovon auch die Orgel betroffen war: das Fernwerk wurde entfernt und die ursprüngliche Klangentfaltung der Orgel durch die herabgezogene Decke reduziert.

Die 73 Jahre ihrer Geschichte sind an dem einst als Wunderorgel gepriesenen Instrument nicht spurlos vorbeigegangen. Die mittlerweile verschlissene Technik erzwang die Restaurierung. Die alte elektropneumatische Traktur wurde 1982 durch eine dem damaligen Stand der modernen Technik entsprechende elektronische Anlage einschließlich eines modernen Spieltisches mit Setzerkombinationen und Spielhilfen ersetzt. Die alten Taschenladen wichen der zuverlässigeren Technik von Schleifladen. Die Konzertorgel im Hans-Sachs-Haus genießt bei Orgelfreunden und Organisten weltweit großes Ansehen und trägt auf diese Weise zum guten Ton aus Gelsenkirchen bei.

Karl-Heinz Obernier

   

 

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