Orgelmatinee im
Hans-Sachs-Haus
Lehrstunde des
Männergesangs
Altstadt. Mit einem Programm, in seinem Format sogar einer
Musikmetropole würdig, wurde die zweite Orgelmatinee im
Hans-Sachs-Haus gestaltet. Zu Gast war das Männer-Quartett
"Harmonie" Eschweiler-Nothberg unter der Leitung von
Hans-Josef Roth, ein Männerchor besonderen Zuschnitts, der als
bester Chor von Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden ist.
Sein hohes Können
demonstrierte er mit der Geistlichen Kantate von Harald
Genzmer, die der Komponist als Auftragswerk des Meisterchores
geschrieben hat, textlich von Karl-Heinz Obernier, Leiter der
Musikschule und Kustos der Hans-Sachs-Haus-Orgel,
mitgestaltet. Genzmer hat den hymnischen Lobgesang nach Worten
aus der Schrift in kongenialer Weise mit visionären modernen
Klängen vertont. Der bedeutende Hindemith-Schüler,
Repräsentant deutschen Gegenwartsschaffens, zeigt sich in
diesem Werk von einer faszinierenden Seite: große, stets
glücklich ausgewogene Formen, souveräne Beherrschung des
Satzes und großer Reichtum der Erfindung.
Für diese Musik
ist der rheinische Chor ein idealer Interpret: kraftvoll
singend, ohne dynamische Unarten, eine wundervolle lyrische
Tonbildung, absolute Klarheit bei den harmonischen Fährnissen,
sprachlich delikat geschliffen. Spiritus rector aller
klanglichen Realisierung und meisterlicher Chorerzieher:
Hans-Josef Roth.
Die Schilderung
der reichen Eindrücke wäre lückenhaft, wollte man nicht der in
jedem Augenblick wesenhaften Mitwirkung von Elisabeth Ksoll
(Sopran), Norbert Richtsteig (Orgel) und Prof. Hermann
Gschwendtner (Schlagzeug) rühmend gedenken.
Mit der Sonate für
Vibraphon von Harald Genzmer, einer interessanten Studie des
meist zu Effekten genutzten Instruments, wurde das Programm
kurzweilig aufgelockert.
Zum Auftakt sang
die „Harmonie" mit vielen Schwebungen des Ausdrucks die vier
Franz-von-Assisi-Chorstücke von Francis Poulenc. Die glänzende
Interpretation, der Wechsel zwischen gedämpften und
strahlenden Registern, waren hier die Merkmale der Wiedergabe.
Die Gelsenkirchener Männerchöre haben die Chancen einer
Lehrstunde nicht genutzt. An ihrer Stelle brachte ein
offensichtlich fachkundiges Auditorium Ovationen dar.
Franz Beste
|