Orgel und
Posaune in idealer Partnerschaft
Solisten glänzten durch
unorthodoxe Interpretationen
GELSENKIRCHEN. Der Auftakt einer
neu aufgelegten Reihe von Konzerten an der Walcker-Orgel des
Hans-Sachs-Hauses knüpfte an eine gute Tradition dieses
bedeutenden Saalinstrumentes an. Das Publikumsecho fiel
erfreulich gut aus. Eine weitere Belebung ist durch
Kontaktpflege und Ermunterung nach außen gewiß möglich.
Zwei exzellente
Solisten waren aufgeboten: Der Regensburger Norbert Düchtel
(Orgel) und der Berliner Joachim Eiser (Posaune) konzertierten
höchst elegant und kompetent. Beide zahlen zu einer jungen
Generation von Musikern, die den Staub von mancher Partitur
wischen, ohne ihren Geist gegen den Strich zu bürsten.
Geschriebene Traditionen und ästhetische Gegenwart rieben
einander nicht. Die Möglichkeiten des Konzertierens beider
Instrumente sind bemerkenswert groß, denn diesem Zusammenspiel
widmeten sich etliche Komponisten, mehr, als allgemein
angenommen. Der Grund dieser idealen Partnerschaft ist das
Farbspektrum des Blasinstrumentes, das sich mit den
vielfaltigen Eigenschaften einer Orgel außerordentlich gut
verträgt.
Posaunist Eiser
bestach durch wunderschöne Spielkultur. Er vermittelte den
Posaunenton ohne metallene Verhärtung. Majestät und Wärme,
Klarheit und lebendiges Atmen zeichneten sein Spie) aus.
Düchtels
Vortragskunst zeugte von bedeutender Qualifikation. Überaus
deutlich und feingliedrig formte er seine Wiedergaben.
Reichhaltig belebte er die Regie des Registrierens.
Beide Interpreten
zeigten sich der Verpflichtung allen Epochen und damit auch
dem zeitgenössischen Tonschaffen gegenüber aufgeschlossen. Die
"Rhapsodie für Posaune und Orgel" von Zsolt Gärdonyi (geb.
1946) bewies, daß auch die Tonsprache unserer Zeit über
klangseligen Charme, kecken Witz, reiche Klangseligkeit und
phantasievolle Harmonik verfügen kann.
Die kurzweilige
Vortragsfolge umfaßte außerdem Werke von Wolfgang Amadeus
Mozart, Johann Mattheson, Henry Purcell. Max Reger, Georg
Friedrich Händel, Joseph Gabriel Rheinberger. Harald Genzmer
und Alexandre Guilmant.
Michael Beste |