Seitensprung
vom Sakralen
Edgar Krapp an der Walcker-Orgel
(HJL) War das der
"Durchbruch" für die Walcker-Orgel in puncto Besucherzuspruch?
Die bisherigen Programm im Hans-Sachs-Haus fanden relativ
geringe Resonanz, doch beim Konzert mit Prof. Edgar Krapp von
der Frankfurter Musikhochschule präsentierte sich der Saal
fast vollbesetzt. Auch die ungewöhnliche, "weltliche"
Literatur dürfte für Interesse gesorgt haben.
Krapp, ein
Virtuose auf Manual und Pedal, der aber nie den Klangglanz
über die Analyse einer Komposition stellt, entschied sich für
Charles-Marie Widors fünfte Orgelsymphonie sowie für
Bearbeitungen. Die sind bekanntlich im Wert oft umstritten,
doch Krapp fand ein gutes Argument: schließlich hätten
Komponisten wie Bach oder Händel von ihren eigenen Werken
"abgeschrieben" und sie "bearbeitet".
So wählte Krapp,
der die Registerfarben der HSH-Orgel kühn und prunkvoll
einsetzte, "Variationen" von Werken von Mozart, Chopin,
Mendelssohn-Bartholdy, Wagner sowie der beiden genannten
Komponisten: die "profanen", weltlichen Klänge auf diesem
Instrument paßten in den Raum. Die Orgel war schließlich in
ihren Anfängen kein sakrales Instrument.
Und dennoch:
Widors an den Beginn gesetzte Monumental-Symphonie, die ein
Orchester ersetzt, war der Höhepunkt des
Zweistunden-Programms. Krapp traf die Mitte zwischen
Meditation und romantischem Pathos. |