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Die
Orgelbauerfamilie Walcker und ihre
Orgeln
Zur
Firmengeschichte
20. Jahrhundert
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1885
trat Oscar Walcker (1869-1948) (Sohn von Johann
Friedrich) in die Firma ein, 1892 übernahm
er die Werkführung, 1899 wurde er Teilhaber. Mit ihm änderte sich
die Firmenphilosophie erheblich.
Maschinisierung und die Rationalisierung der Arbeitsmethoden führten
zu erheblichen Produktionssteigerungen. Technische Neuerungen
wie die Einführung elektrischer Trakturen, aber auch die
gestiegene Nachfrage für Orgeln im nichtsakralen Bereich
trugen dazu bei. Hatte die Firma 1899 ihr Opus 850 vollendet, waren es 1915, als er Alleininhaber wurde,
bereits 1850, darunter die bedeutenden Orgeln im Münchener Odeon
(V/64), in St. Reinholdi in Dortmund 1909-12 (V/105) und in St. Michaelis
in Hamburg 1912 (V/163).
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An dieser Stelle befand sich ein
Bild von Oscar Walcker. Entnommen aus: J.
Fischer, Das Orgelbauergeschlecht Walcker Ludwigsburg. Die Menschen - Die Zeiten - Das
Werk. Bärenreiter: Kassel, Basel, Paris, London, New York
1966.
Mit Schreiben vom 2.September
2004 hat uns der Orgelbaumeister Gerhard Walcker-Mayer
nachdrücklich gebeten, dieses Bild nicht zu verwenden.
Oscar Walcker
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Auch
im künstlerischen und musikalischen Bereich ging Oscar Walcker
neue Wege. Kontakte mit J. F. Emil Rupp und besonders Albert Schweitzer
brachten ihn in Verbindung mit den Ideen der "Elsässisch-Neudeutschen
Orgelreform", einer Bewegung, die den französischen mit dem deutschen
Orgelbau verbinden wollte und sowohl klangliche wie auch technische
Verbesserungen der Orgel mit dem Ziel eines international gültigen
Normalspieltisches zum Gegenstand hatte.
Der Erste Weltkrieg unterbrach
die Expansion der Firma Walcker, von 1915 bis 1919 wurden nur
65 Orgeln gebaut, weniger als eine Jahresproduktion der Vorkriegszeit.
Die Firma musste sich mit der Produktion von Munitionskisten
und Möbeln über Wasser halten.
Der Aufschwung begann erst wieder 1920 mit dem Bau der Praetorius-Orgel
in Freiburg i.Breisgau. Professor Willibald Gurlitt vom Musikwissenschaftlichen
Institut der dortigen Universität gab die Anregung, eine Barockorgel
nach einer Idealdisposition und den Aufzeichnungen des Komponisten
und Theoretikers Michael Praetorius in seiner "Organographie"
1618 zu bauen. Oscar Walcker begeisterte sich für diese Idee und
stiftete diese Orgel der Universität. Diese Orgel stand am Anfang
einer neuen "Orgelbewegung", die die Ideale der Orgel des Barock
in die Orgelmusik des 20. Jahrhundert einbrachte.
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An dieser Stelle befand sich ein
Bild des Firmensitzes E. F. Walcker & Co.in Ludwigsburg. Entnommen aus: J.
Fischer, Das Orgelbauergeschlecht Walcker Ludwigsburg. Die Menschen - Die Zeiten - Das
Werk. Bärenreiter: Kassel, Basel, Paris, London, New York
1966.
Mit Schreiben vom 2.September
2004 hat uns der Orgelbaumeister Gerhard Walcker-Mayer
nachdrücklich gebeten, dieses Bild nicht zu verwenden.
Firmensitz E. F. Walcker & Co.in Ludwigsburg |
Nach der Inflation und Stabilisierung der
Währung 1923 hatten die Gemeinden wieder Geld für die
Instandsetzung der im Krieg beschädigten Orgeln. Gleichzeitig
wurden auch wieder vermehrt Neubauten, insbesondere große
Orgeln, in Auftrag gegeben. Die Orgel in Gelsenkirchen
im Hans-Sachs-Haus war dabei die größte, die Walcker in
Deutschland baute. Übertroffen wurde sie nur von der Orgel im
Stockholmer Stadthaus 1924 (IV/115), der Orgel, die anlässlich
der Weltausstellung 1929 in Barcelona (V/154) gebaut wurde
sowie der Orgel im Dom zu Oslo 1930 (IV/103) und der Orgel in
der Jahrhunderthalle Breslau 1930 (V/216).
Die Weltwirtschaftskrise ab 1929 ging auch an
der Orgelbauerbranche nicht spurlos vorbei und beendete
zunächst die Ära der Großorgeln. Nur eine große Orgel wurde
noch von der Firma E. F. Walcker & Co. in Zusammenarbeit mit der Firma W.
Sauer (die Oscar Walcker allerdings schon 1917 von seinem
Onkel Paul übernommen hatte) gebaut: die Orgel in der
Luitpoldhalle auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg 1936
(V/220). |
1948 übernahm Werner Walcker-Mayer die Firma. Unter seiner Leitung wurden über 3000 Orgeln für das In- und Ausland gebaut, u.a. die erste Orgel in einem buddhistischen Tempel in Tokyo, die Orgel im Ulmer Münster, die Orgel im Konzertsaal der Gesellschaft für Musikfreunde, Wien.
Zur Förderung von Forschung und Wissenschaft wurde 1967 die "Walcker-Stiftung für orgelwissenschaftliche Forschung" gegründet. In Zusammenarbeit mit Musikwissenschaftlern und Kirchenmusikern aus aller Welt werden in Kolloquien Probleme und Fragen zur Orgel und Orgelmusik erörtert und anschließend in Publikationen veröffentlicht. |
An dieser Stelle befand sich ein
Bild von Werner Mayer-Walcker. Entnommen aus: J.
Fischer, Das Orgelbauergeschlecht Walcker Ludwigsburg. Die Menschen - Die Zeiten - Das
Werk. Bärenreiter: Kassel, Basel, Paris, London, New York
1966.
Mit Schreiben vom 2.September
2004 hat uns der Orgelbaumeister Gerhard Walcker-Mayer
nachdrücklich gebeten, dieses Bild nicht zu verwenden.
Werner Walcker-Mayer. |
1965 wurde eine Werkstatt in Kleinblittersdorf im
Saarland erworben und der Hauptsitz des Unternehmens dorthin
verlegt. Neben der traditionellen Werkstatt für Orgelbau und Orgelrestaurierung
entstand auch eine eigene Abteilung für Tischlerei und
Innenausbau.
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1974 verließ das Unternehmen dann endgültig
Ludwigsburg. Die Produktionsstätten in Murrhart (Baden-Württemberg) wurden 1986 geschlossen und die Produktion im
Saarland gebündelt. 2000 musste das Unternehmen Insolvenz
anmelden, ein Nachfolgeunternehmen ging zwei Jahre später
in Konkurs.
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