Walcker-Orgel hat die
Feuerprobe bestanden
Prof. Krapp zog
alle Register seines Könnens
GELSENKIRCHEN. (JHS) Die Renovierungsarbeiten an der Orgel im
Hans-Sachs-Haus haben ein neues Stadium erreicht.
Gelsenkirchens Musikfreunde konnten sich am Donnerstagabend
von der Qualität des neuen Spieltisches und den damit
verbundenen spieltechnischen Möglichkeiten überzeugen. In
seinen einführenden Worten betonte der Solist des Abends,
Prof. Edgar Krapp (Frankfurt), daß die romantische
Gelsenkirchener Walcker-Orgel nunmehr die ganze stilistische
Bandbreite von der Romantik bis zur Moderne vermitteln könne.
Bach unter
stilistischen Gesichtspunkten zu streichen, sei nicht
vertretbar. Bach sei als Lehrmeister und Wegbereiter der
gesamten Orgelmusik nicht aus dem geschichtlichen Zusammenhang
herauszulösen. Denn Bachs Erbe sei seit Mendelssohns
Aufführung der Matthäus-Passion in Leipzig und der damit
verbundenen Bach-Renaissance in der gesamten Orgelliteratur zu
verspüren.
Original war Bach
an diesem Abend mit dem Praeludium und Fuge e-Moll BWV 548 und
dem Choralvorspiel An Wasserflüssen Babylons BWV 653b
vertreten. Edgar Krapp spielte sie bei aller Prachtentfaltung
mit der gebotenen Strenge in der Observanz barocker Klang- und
Stilprinzipien.
Bearbeitung von
Bachschen Themen vermittelte Krapp in eindrucksvoller Weise in
zwei hochromantischen Stücken von Liszt: "Ich hatte viel
Bekümmernis" und dem Adagio aus der Violinsonate c-Moll,
Wagners "Pilgerchor" aus der Oper "Tannhäuser", von Liszt für
die Orgel bearbeitet, wurde zu einer reizvollen
Crescendo-Decrescendo-Studie.
Mendelssohns Sonate f-Moll op. 65,1 ließ bei aller
Eigenständigkeit der Tonsprache Bachsches Gedankengut in allen
vier Sätzen anklingen.
Alle Register
seines Könnens als perfekter Techniker und idealer Interpret
moderner Musik konnte Krapp in dem von ihm teilweise
mitgestalteten „Sinfonischen Konzert" von Harald Genzmer
ziehen. Hier bestand die überholte Walcker-Orgel ihre
Feuerprobe. Sie zeigte sich registerfreudig, kraftvoll und
flexibel, kurz, voll jugendlicher Schönheit in ihrem neuen
Gewande. |