Erstes HSH-Orgelkonzert am
neuen Tisch
Profunde
Stilsicherheit
Gelsenkirchen. Edgar Krapp - Orgelprofessor an der Frankfurter
Musikhochschule - bestritt das erste Orgelkonzert der Saison
und weihte damit zugleich den neuen Spieltisch ein, den die
Hans-Sachs-Hausorgel erhalten hat. Aus funktionstechnischen
Gründen stand diese Teilrenovierung notwendig an; sie hat die
klanglich historische Orgel - deutlich hörbar -wieder in einen
spielwürdigen Zustand versetzt.
Edgar Krapp nutzte
die für einen Organisten seltene Gelegenheit, ein Saalpublikum
zu haben, zu persönlichen Gesprächskontakten und erläuterte
nicht nur das Programm, sondern auch seine Motivationen der
Auswahl. An den Anfang des Konzertes stellt er Bach -
Präludium und Fuge e-Moll sowie ein Choralvorspiel - von hier
aus knüpfte er dann Entwicklungsfäden in die Romantik, zu
Mendelssohn und Liszt, aber auch zum modernen linearen
Kontrapunkt, wie ihn Harald Genzmer schreibt.
In Mendelssohns
erster Orgelsonate f-Moll ist die Berufung des Romantikers auf
Bachsche Harmonik und Polyphonie fast programmatisch zu hören,
wenngleich die Dichte des großen Vorbilds auch selten erreicht
wird. Genzmers viersätziges "Symphonisches Konzert" spielte
Edgar Krapp aus dem Manuskript — er brachte es 1975 im
Marburger Dom zur Uraufführung.
Der Charakter des
Werkes ist hell, kontrastfreudig, spielerisch konzertant.
Souverän nutzt Genzmer die klanglichen Koppelungsfinessen
einer modernen Orgel; satztechnisch übergreift das Werk
Stränge der Tradition: von Bach über Hindemith hinaus, dabei
Messiaen streifend.
Krapp beschloß das
Konzert mit drei Stücken, die Franz Liszt nach Vorlagen von
Bach und Wagner für die Orgel bearbeitete: Paradebeispiele für
die spätromantische Klangpalette der Hans-Sachs-Hausorgel, die
hier ihre stärksten Eigenschaften offenbarte.
Krapps Spiel
zeichnet sich aus durch profunde Stilsicherheit, vor allem
durch eine exzellente Technik, die Schwieriges leicht und
selbstverständlich erscheinen läßt. Gerade dadurch erreicht
er, als Virtuose nicht im Vordergrund zu sein, sondern als
Interpret dem Werk zu dienen. Bewundernswert, mit welcher
Lockerheit Edgar Krapp das Spielen von Musik und das Reden
darüber miteinander zu koppeln vermag.
Heinz-Albert
Heindrichs
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