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  Presseberichte
  Ruhr-Nachrichten, 24.05.1982

Orgelmatinee mit Norbert Düchtel

Restlos überzeugend

 

Gelsenkirchen. Neben vielen herausragenden Orgelmatineen auf der Walcker-Orgel des Hans-Sachs-Hauses erschien die mit dem Würzburger Norbert Düchtel kaum noch steigerungsfähig. Er konzipierte ein für die romantische Disposition des Instrumentes typisches Programm, das in gleichem Maße seinen Neigungen als höchst rühriger und erfolgreicher Orgelvirtuose entsprach.

Mit Max Regers "Introduktion und Passacaglia op. 63" und drei Choralbearbeitungen aus Kantaten von Johann Sebastian Bach, die Düchtels Lehrer Prof. Gerhard Weinberger einrichtete, war der Blick in die Hoch-Zeit der Orgelblüte des Barock und seiner ihm geistig eng verbundenen romantischen Nachfolger gerichtet.

Am neuen Spieltisch gestaltete der Organist die der Passacaglia typischen dynamischen Entwicklungen in meisterlicher, ja idealer Manier. Hier, wie im ganzen Konzert, zeigten sich spielerische Merkmale besonderen Profils: bis in Kleinbausteine und -Strukturen hinein registrierte er sehr detailliert, die spezifischen Stärken und Schwächen des Instruments dabei sicher erkennend und verarbeitend. Ein Perfektionist im besten Sinne wirkte restlos überzeugend.

Interessant der Rückgriff auf Bach: Kontrapunktik und cantus firmus arbeitete Düchtel sehr scharf heraus; kein leichtes Unterfangen auf dieser Konzertorgel.

Der Romantiker Joseph Rheinberger schuf in seiner "Sonate Nr. 4 a-Moll" ein an Harmonik und Melodik reiches Werk. Oft mußte sich eine Hand des Spielers aus zwei Manualen bewegen, um die Fülle des Klangvermögens in der Partitur ausschöpfen zu können. Bemerkenswert ist der 3. Satz (Fuga chromatika), der den Halbtonschritt zum Bauprinzip macht, seine Sprödigkeit aber harmonisch aufhebt.

Höhepunkt in der konsequenten Programmlinie war Cesar Francks „Grand Piece symmphonique op. 17", ein Geniestreich unter den farbigen Bildern französischer Orgelromantik, aber auch einer in der Kunst der Wiedergabe. Die Registrantin war vollbeschäftigt.

Die Amputation dieser erfolgreichen Matineen scheint unumgänglich. Schade.

michael beste

   

 

 

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