Orgelmatinee mit Norbert
Düchtel
Restlos
überzeugend
Gelsenkirchen. Neben vielen herausragenden Orgelmatineen auf
der Walcker-Orgel des Hans-Sachs-Hauses erschien die mit dem
Würzburger Norbert Düchtel kaum noch steigerungsfähig. Er
konzipierte ein für die romantische Disposition des
Instrumentes typisches Programm, das in gleichem Maße seinen
Neigungen als höchst rühriger und erfolgreicher Orgelvirtuose
entsprach.
Mit Max Regers
"Introduktion und Passacaglia op. 63" und drei
Choralbearbeitungen aus Kantaten von Johann Sebastian Bach,
die Düchtels Lehrer Prof. Gerhard Weinberger einrichtete, war
der Blick in die Hoch-Zeit der Orgelblüte des Barock und
seiner ihm geistig eng verbundenen romantischen Nachfolger
gerichtet.
Am neuen Spieltisch gestaltete der Organist die der
Passacaglia typischen dynamischen Entwicklungen in
meisterlicher, ja idealer Manier. Hier, wie im ganzen Konzert,
zeigten sich spielerische Merkmale besonderen Profils: bis in
Kleinbausteine und -Strukturen hinein registrierte er sehr
detailliert, die spezifischen Stärken und Schwächen des
Instruments dabei sicher erkennend und verarbeitend. Ein
Perfektionist im besten Sinne wirkte restlos überzeugend.
Interessant der Rückgriff auf Bach: Kontrapunktik und cantus
firmus arbeitete Düchtel sehr scharf heraus; kein leichtes
Unterfangen auf dieser Konzertorgel.
Der Romantiker Joseph Rheinberger schuf in seiner "Sonate Nr.
4 a-Moll" ein an Harmonik und Melodik reiches Werk. Oft mußte
sich eine Hand des Spielers aus zwei Manualen bewegen, um die
Fülle des Klangvermögens in der Partitur ausschöpfen zu
können. Bemerkenswert ist der 3. Satz (Fuga chromatika), der
den Halbtonschritt zum Bauprinzip macht, seine Sprödigkeit
aber harmonisch aufhebt.
Höhepunkt in der konsequenten Programmlinie war Cesar Francks
„Grand Piece symmphonique op. 17", ein Geniestreich unter den
farbigen Bildern französischer Orgelromantik, aber auch einer
in der Kunst der Wiedergabe. Die Registrantin war
vollbeschäftigt.
Die Amputation dieser erfolgreichen Matineen scheint
unumgänglich. Schade.
michael beste |